Lions tauchen in Finsterwalder Filmgeschichte ein

Präsident des Lions Club Finsterwalde Sängerstadt Bernd-Ullrich Bäßer bei der Begrüßung | Quelle: Thomas Körlin

Die Entstehung vor über 100 Jahren

Ein Kino ist zum Filme schauen da. Und sonst nichts? Weit gefehlt! Wenn ein Kino wie das „Weltspiegel-Kino“ in Finsterwalde inzwischen auch noch 112 Jahre alt ist, dann gibt es viel zu erzählen und über manches zu staunen.
Auf Einladung des Lions-Clubs Finsterwalde und dessen Präsident Bernd-Ullrich Bäßler ist der Club aus Elsterwerda- Bad Liebenwerda zu Wochenbeginn in die Sängerstadt gefahren, berichtet Thomas Körlin, zugleich Zone-Chairperson im Distrikt 111ON für den südlichen Bereich von Brandenburg.  Die Kino-Inhaber Sabine, Torsten und Maximilian Siegert haben gut 20 Mitglieder beider Clubs begrüßt und ohne Umschweife durch Kinosäle und den Technikbereich geführt und aus der Zusammenarbeit mit Verleihfirmen berichtet.
Immer musste das Kino mit der Zeit gehen. Das betrifft die bauliche Hülle vom Jugendstilhaus zur Bauhausarchitektur, den Umbau 1927 und die letzte große Erneuerung 1972 zur DDR-Moderne. Von allen Epochen ist etwas hängengeblieben.  Die heutige Fassade aus gestanztem Blech mit lachenden Mündern und die Gestaltung der Visionsbar mit ihrer unverwechselbaren Decke nach einem Entwurf des Finsterwalder Grafikers Horst Bahr haben Generationen von Kinogängern fasziniert. Am 9. Oktober 1912 eröffnete Großvater Adolf Tonke den Lichtspielbetrieb, jetzt führen ihn Sabine und Torsten Siegert in dritter Generation weiter, mit Sohn Maximilian ist bereits die vierte dazugekommen.

der Eingangsbereich im typischen DDR-Chic der 70ziger | Quelle: Thomas Körlin
Visionsbar mit ihrer unverwechselbaren Decke nach einem Entwurf des Finsterwalder Grafikers Horst Bahr | Quelle: Thomas Körlin
Filmprojektor aus dem Jahr 1938 | Quelle: Thomas Körlin
1938 gabe es noch keine Lampen, die stark genug waren um die Leinwand auszuleuchten, Lichtquelle war ein Lichtbogen (elektisches Schweißen) unglaublich | Quelle: Thomas Körlin
die Casablanca-Bar | Quelle: Thomas Körlin

die letzten 30 Jahre

Ein Tag bleibt unvergessen, der 1. Juli. Am Tage der Währungsunion 1990 zur DM erfolgte die Rückübertragung durch die Treuhandanstalt des Finsterwalder Kinos ,,Weltspiegel“ an Torsten Siegert. Der Kinochef berichtet von den verdutzen Kinogängern, als die Eintrittskarte von einem auf den anderen Tag angesichts der neuen wirtschaftlichen Herausforderungen nicht mehr eine Ostmark, sondern vier DM kostete. Ängste, das würde abschrecken, wurden in den nächsten Wochen und Monaten zunichte gemacht.
Die Gäste sind dem Weltspiegel treu geblieben und der hat immer wieder investiert: In Digitaltechnik, hochmoderne Kinosessel und vor allem in viele Events außerhalb der Flimmerzeit. Namhafte Schauspieler, Regisseure und Autoren, unter anderem Desiree Nosbusch, Andrea Sawatzki, Benno Führmann und Kai Wiesinger, haben Einladungen zu Gesprächsrunden angenommen. Radio-eins-Kultmoderator Knut Elstermann (Kino-King) ist zu einem festen Freund des Hauses geworden. ,,Der besondere Filmmontag hat sich in Finsterwalde als Erfolgsstory mit einem sehr gepflegten Publikum durchgesetzt“, berichten die Siegerts. Gezeigt werden dann nicht die Blog-Buster, sondern kleine, feine und in der künstlerischen Qualität besonders wertvolle Filme.
Mit der Zeit gehen: Sohn Maximilian hat das mit der integrierten Casablanca-Bar, die auch außerhalb der Filmzeiten zugänglich ist, bereits getan. Für die Mitglieder der Lions-Clubs die Kulisse, um sich noch gemütlich auszutauschen.